Ein Beitrag von Fynn Endres
Exportweltmeister, Wirtschaftswunder, herausragende Innovationskraft – Die Deutschen glänzen in vielen Bereichen, doch der Erfolg und Ruhm ist nur die eine Seite der Medaille. Die Kehrseite besteht aus unbequemen Fakten. Wir stehen permanent und unaufhörlich unter Leistungsdruck, von allen Seiten, überall, es ist das was der Erfolg eben mit sich bringt.
„Wer wirklich will, der schafft es auch nach oben“, das Motto der Leistungsgesellschaft; natürlich weiß man, dass die Welt da draußen kein Ponyhof ist und dann doch ein Fünkchen Glück dazu gehört, um dieses Ziel zu erreichen.
Gerade wir Schüler spüren das immens und wir können gar nicht anders, denn wir sind es von klein auf gewöhnt.
Es wird von Anfang an beigebracht, man muss Leistungen erbringen! Selbst Eltern können es nicht lassen ihren Kindern das einzutrichtern – ohne Leistung wird aus dir nichts-. Das verstärkt sich bereits im Grundschulalter und nimmt immer weiter zu, das Gefühl sich mit anderen vergleichen zu müssen, wer kann mehr Leistung abrufen, und nimmt bis zur weiterführenden Schule fort und begleitet uns schlussendlich in das alltägliche Arbeitsleben. Vor allem als Schüler ist dieser Leistungsdruck immens groß und körperlich belastend. Dieser Modus, immer abrufbereit zu sein, die Angst zu haben nicht alles zu wissen, andauernd zu funktionieren und wehe man macht einen Fehler und liefert keine ordentliche Leistung ab, traurigerweise ändert sich das leider kaum in unserem Werdegang, denn unsere Gesellschaft basiert auf dem System der unaufhörlichen Leistungsbereitschaft, was natürlich positive wie auch negative Seiten aufweist aber nichtsdestotrotz vergisst man häufig etwa, das Fehler machen menschlich ist und man sich die Frage stellt, ob dass auch jedem bewusst ist?
Nicht allzu selten kommt es also vor, dass sich der ein oder andere mit Hilfsmitteln versucht um diesen permanenten Druck entgegenzuwirken. In weiterführenden Schulen ist dies zwar eher weniger verbreitet, aber dennoch bekannt. Erst bei angehenden Akademikern und Bediensteten steigen die Zahlen in eine ganz andere realitätsferne Dimension. Laut einer Studie hat bereits jeder fünfte Student leistungssteigernde Mittel konsumiert, von Koffeintabletten bis zu Ritalin oder gar schlimmeren Präparaten. Die Bewegründe der Konsumenten dazu, sind so unglaublich sie auch klingen, relativ einfach nachzuvollziehen, da sie schlicht und ergreifend dem Leistungsdruck nicht die Stirn bieten können und somit keinen anderen Ausweg sehen als sich an leistungssteigernden Medikamenten zu bedienen, zumal sie oftmals unter Medikamentenkonsum Erfolgsergebnisse aufweisen und somit den Konsum nicht einstellen. Nicht nur an Universitäten, sondern auch am Arbeitsplatz oder in der Firma sind Aufputschmittel allgegenwärtig da auch dort Mitarbeiter immensem Stress und Druck ausgesetzt sind. Die Präparate können zwar Wunder wirken, bringen aber langfristig gesehen gravierende gesundheitliche Gefahren mit sich.
JEDER FÜNFTE STUDENT GIBT AN, SCHON EINMAL LEISTUNGSSTEIGERNDE MITTEL KONSUMIERT ZU HABEN
Nun stellt sich die Frage, ob es sich lohnt seine Gesundheit zu gefährden, um dem Leistungsdruck standzuhalten oder es doch klüger ist eine andere Lösung zu finden. Schon seit einiger Zeit hat sich unsere Gesellschaft einem Paradigmenwechsel unterzogen und so vom “Werkstolz” hin zum “Erschöpfungsstolz” gewendet. Das heißt, dass nicht mehr das zählt was Vollrichtet wurde, sondern wie erschöpft man am Ende eines Tages ist. Die Erschöpfung fungiert als Gradmesser der eigenen Produktivität. Dies ist nicht nur ein europäisches Phänomen, sondern auch in asiatischen Ländern weit verbreitet, in Japan beispielsweise stehen die Leute oftmals noch unter extremerer Leistungsbereitschaft und Druck. Dementsprechend stellt sich die naheliegende Frage, wie man diesem Leistungsdruck und dem niemals endendem Sog unserer Gesellschaft ein wenig entfliehen oder gar vollkommen ein Ende setzen kann.
Ein auschlaggebender Faktor ist unsere ständige Bereitschaft. Das Smartphone ist immer an und man ist andauernd erreichbar, somit werden viele Momente der Freizeit doch zu Arbeitszeiten und schlussendlich kann man nicht mit der Pflicht abschließen. Ein weiterer Punkt ist, dass man sich Prioritäten setzen muss und nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann. Oftmals ist es sehr hilfreich sich die Frage zu stellen, ob das Notwendig ist und sich im Klaren darüber zu sein, dass man nicht jeden zufrieden stellen kann, denn die Priorität sollte darin liegen mit sich selbst einverstanden zu sein und gewisse Dinge zu akzeptieren, was mich zu meinem abschließenden Punkt führt. Das man Zufrieden, und achtsam ist und vor allem dingen sich in sein Bewusstsein rufen sollte, ob dass das persönliche Glück widerspiegelt oder nur ein Trugschluss ist.
Am Ende des Tages muss jeder selbst entscheiden inwiefern er seinen Körper und Geist belasten will, unsere jetzige Gesellschaft jedoch trägt dazu wenig bei.