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Lisa Brennauer ist die erfolgreichste deutsche Radfahrerin auf Bahn und Straße, Olympiasiegerin, und
Weltrekordhalterin im Vierer mit einer Zeit von 4:04,242 Minuten.
Lisa, wo bist du aufgewachsen?
Ich bin in Kempten geboren, aber meine Eltern haben zu der Zeit gerade in Durach ein Haus gebaut und dann
sind wir direkt dorthin gezogen. Also bin ich eigentlich in Durach aufgewachsen und habe bis auf eine kurze Zeit,
in der ich mit meinem Freund zusammen in Holland eine Wohnung hatte, immer hier gewohnt.
Was würdest du als Heimat bezeichnen?
Auf jeden Fall das Allgäu. Ich fühle mich hier total wohl. Ich bin ja sehr viel unterwegs und immer wenn ich
wieder heimkomme und am Allgäuer Tor die Berge sehe, dann weiß ich ganz genau: “Jetzt bin ich wieder
daheim.” Ja einfach die Leute, die Berge, die Landschaft, die Kühe. Alles gehört dazu und das finde ich, ist meine
Heimat und ich könnte es mir eigentlich auch gar nicht schöner vorstellen.
Wie alt bist du?
Ich bin 34 Jahre alt.
Auf welcher Schule warst du?
Ich war auch auf dem Hildegardis Gymnasium. Bis 2007, da habe ich Abitur gemacht.
Du bist ja jetzt Radsportprofi. Wie warst du denn früher im Sportunterricht?
Eigentlich war ich ganz gut, wenn es auf die Ausdauer ankam. Ich war auch in der Schulmannschaft im
Schwimmen und habe an Wettkämpfen teilgenommen. Und dann gab es halt so Sachen, da musste ich mich
richtig anstrengen, dass ich gut war, zum Beispiel beim Turnen oder bei Ballsportarten.
Wie bist du darauf gekommen, Radsportprofi zu werden?
Ich habe einen großen Bruder und er war immer ein Vorbild für mich. Er hat irgendwann mit dem Radsport
angefangen und dann bin ich da manchmal mit und habe es ausprobiert. Später bin ich dann auch bei kleinen
Rennen, für die man keine Lizenz braucht, mitgefahren und so kam es, dass ich unbedingt mehr daraus machen
wollte.
Wann hast du denn mit dem Radsport angefangen?
2001 habe ich mit den kleinen Rennen begonnen und 2002 bin ich dann bei den ersten Wettkämpfen, für die
man eine Lizenz benötigt, gestartet.
Es gibt ja im Radsport verschiedene Arten. Was machst du denn da genau?
Angefangen hab ich auf der Straße. Unser Verein hatte Bahnrad Räder und uns wurde immer gesagt, fahrt doch
mal nach Augsburg, dort gibt es eine Radrennbahn. Geht doch da mal hin zum Training. Bald sind wir mit
unserem Verein dorthin gefahren und ich habe dann meine ersten Runden auf der Bahn gedreht. Da bin ich
dann ein bisschen auch im Bahnradsport hängen geblieben. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich so früh in den
Bahnradsport reingewachsen bin.
Wie viele Teilnahmen an Meisterschaften hast du denn?
Ich glaube, dass ich in meiner ganzen Karriere nur einmal nicht bei der deutschen Meisterschaft war und ich bin
mir ziemlich sicher, dass ich auf jeden Fall die letzten zehn Jahre bei der Weltmeisterschaft war und als Juniorin
auch schon.
Wie viele Titel hast du denn?
Deutscher Meister 15x
Europameisterin 5x
Weltmeisterin 7x
Olympiasiegerin 1x
Was war denn dein schönster/erfolgreichster Moment?
Ich hab ja ganze viele tolle Titel gewonnen, aber der Olympiasieg war schon ganz besonders. Nicht nur von der
Wertigkeit her, sondern auch emotional. Das hat auf jeden Fall alles andere übertroffen, was ich vorher
gewonnen habe. Und von daher war der Olympiasieg letztes Jahr auf jeden Fall für mich das aller, allergrößte.
Aber auch mein erster Weltmeistersieg bei den Erwachsenen, weil es halt das erste Mal war und es einfach
etwas ganz Besonderes war, wenn man da oben steht und so etwas erreicht hat.
Du hast ja vor kurzem deine Karriere beendet. Wieso denn?
Weil ich jetzt einfach richtig lange Radsport gemacht habe und ich die letzten Jahre darüber nachgedacht habe,
dass ich jetzt mal für einen neuen Lebensabschnitt bereit bin; ein bisschen sesshaft werden und mit meinem
Partner zusammen so in die Zukunft schauen. Ich habe mir immer gedacht, wenn das mal so ist, dann will ich
aber keinen Radsport mehr machen. Ich denke, dass der olympische Sieg letztes Jahr mir auch das Gefühl
gegeben hat, dass ich jetzt alles habe, was ich erreichen kann. Ich hab alle Titel, die man gewinnen kann. Das hat
mir jetzt eine Zufriedenheit gegeben und auch die Entscheidung aufzuhören ein bisschen leichter gemacht. So
etwas selbst entscheiden zu können, das schafft denke ich nicht jeder Sportler und deswegen hat es sich jetzt
einfach richtig angefühlt.
Was war denn dein letztes Rennen?
Das waren jetzt im August in München, die European Championships, also die Europameisterschaften.
Das war echt ein total cooler Abschluss, weil einfach so viele Leute da waren und mich dann angefeuert haben
und einfach auch mein Karriereende mit mir zusammen feiern konnten.
Was war denn deine letzte Medaille?
Ich bin in München bei den Europameisterschaften dann nochmal Europameister und Vize Europameister
geworden (Auf der Bahn).
Was wirst du denn jetzt nach deinem Rücktritt machen?
Ich habe jetzt ganz frisch meine Trainerlizenz abgeschlossen, aber ich weiß noch nicht ganz genau, wo ich da
eingesetzt werde. Ich war jetzt jahrelang bei der Bundeswehr in der Spitzensportförderung. Letztes Jahr habe ich
die Chance bekommen, Berufssoldatin zu werden. Das heißt, ich bleibe jetzt bei der Bundeswehr, aber ich
versuche über den Trainerschein die Möglichkeit zu nutzen, Trainerin zu werden. Also weiterhin im Sport
bleiben, das wäre jetzt so meine Wunschlösung.
Titelbild: Allgäuer Zeitung